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Drei Konzertstücke op.26 a

In Camillo Schumanns Werkverzeichnis finden wir des öfteren die Bezeichnung “Konzertstücke”.
Schumann verwendet sie auch im Bereich der Kammermusik sehr oft. – Die 1909 geschriebenen Konzertstücke für Klavier sind zunächst drei ganz normale lyrische Stücke. Schumann bezeichnet sie, was eher selten bei ihm vorkommt, mit französischen Titeln, die da sind: Nr.1 Romance,
Nr.2 Consolation und Nr.3 Valse. Was diese Stücke zu Konzertstücken macht, ist eine ungeheuer diffizil angelegte Klaviertechnik, die eine Menge vertrackter und weitgriffiger Stimmführungen in sich birgt. – Die erste Romanze ist von allen Stücken das bezauberndste. Schumann zeigt hier wieder seine unnachahmliche Melodienseligkeit auf, wobei er das Thema immer mit anderen Begleitfiguren versieht und es klanglich immer anders schattiert. Ein wunderbar leidenschaftlicher Mittelteil unterbricht für einen Moment diese Idylle, und führt dann das Thema wieder zu einem verträumten Schluß. Die Klangfärbungen, die Schumann hier aufzeichnet, sind teilweise sehr orchestral gedacht und führen zuletzt in die Sphären von Claude Debussy. – Die Consolation erinnert nicht nur vom Titel her, sondern auch stilistisch an die Vertonungen von Franz Liszt. In bezaubernder Melodik und delikat angelegter pianistischer Technik schreibt Schumann hier ein Meisterstück, das wegen seiner verwobener Stimmführung einige Anforderungen an den Pianisten stellt. – Der Walzer ist das technisch vertrackteste Stück. Das voll von technischen Raffinessen gespickte Stück zeigt auf, was Schumann unter Konzertstücken versteht. Hier fliegen die Doppelgriffe nur so dahin; die linke Hand hat die Begleitfiguren über der rechten, und die Thematik wird in typisch romantischer Manier in die Tenorlage gerückt, wobei sich beide Hände immer wieder melodische Momente teilen müssen. Das ist eine atemberaubende Klaviertechnik, die mit Sicherheit die Bezeichnung „Konzertstücke“ verdient.

Schwierigkeit: schwer bis sehr schwer



Skizzen aus dem Thüringer Wald op.23

Der durchweg programmatisch gestaltete Zyklus „Skizzen aus dem Thüringer Wald“ setzt sich aus acht Fantasiestücken zusammen. Die 1904 geschriebenen Stücke sind groß angelegt und zeigen sehr unterschiedliche Charaktere auf. Bezogen auf den jeweiligen Titel des Stückes geht Schumann stimmungsmäßig sehr intensiv auf die zu beschreibende Szene ein. Dementsprechend breit ist auch die gefühlsmäßige Substanz gefächert. Von leisester Zartheit bis zu hochdramatischen Ausbrüchen finden wir hier alles, was die romantische Gefühlswelt zu bieten hat. Die ruhigeren Stücke lassen Schumann wieder aus der Seele sprechen, die schnelleren dagegen haben hochvirtuose Gestik. Von allen Klavierzyklen ist dieser einer der längsten. Alle acht Stücke sind fast wie symphonische Dichtungen, und zeigen Schumann auch als einen Meister großer dramatischer Kompositionskunst.

Schwierigkeit: mittelschwer bis außerordentlich schwer

Zehn Klavierstücke op.39

Heft 1: 1. Albumblatt, 2. Pastorale, 3. Cavatine, 4. Ländler, 5. Elegie, 6. Berceuse
Heft 2: 7. Scherzo, 8. Serenata, 9. Perpetuum mobile, 10. Burleske

Von den Klavierstücken op.39 ist kein Entstehungsdatum bekannt. Chronologisch müssten sie um 1908 geschrieben sein. Dafür gibt es aber keinen Anhaltspunkt. Die Stücke stammen aber noch aus der frühen Schaffenszeit. Die beiden Hefte zeigen sehr unterschiedliche Charaktere. Im ersten Heft befinden sich kürzere, leichtere Klavierstücke, die wohl auch für den Unterricht bestimmt waren. Es sind Stücke von enormem Charme und zeigen eine Fülle klanglicher Nuancen. Bis auf den Ländler sind alle Stücke in langsamem Tempo gehalten. Schon hier zeigt sich Schumann, wie eigentlich in all seinen langsamen Sätzen, als durch und durch romantischer Komponist, der seinen Emotionen einfach freien Lauf lässt, und unerhört gefühlvolle Musik hervorbringt. Die langsamen Sätze sind bei Schumann eine Offenbarung schönster Klangwelten. Die Cavatine gehört mit zu dem Verklärtesten, was Schumann jemals geschrieben hat. – Im zweiten Heft dagegen finden wir
vier Klavierstücke, die eher für den Konzertgebrauch geschrieben sind. Sie sind wesentlich länger und auch technisch viel schwieriger. Wir haben es hier meist mit sehr raschen Tempi zu tun, und die Stücke sind primär virtuos geprägt. Das einzige langsame Stück ist die Serenata, die aber im Mittelteil einen hochdramatischen Exkurs aufweist, der schon auch einiges an virtuoser Technik voraussetzt. Das „Perpetuum mobile“ ist wie alle Stücke dieser Gattung ein Werk mit fliegenden Sechzehnteln; sehr leicht im Anschlag und brillant im Effekt. Die Burleske ist in ihrer Vollgriffigkeit kein Stück für kleine Hände. Enorm temperamentvoll bricht es auf den Zuhörer herein und fasziniert durch seinen ungestümen Charakter, der das Stück in höchst virtuoser Gestik zum Abschluß bringt. Alle zehn Stücke sind auch für den Unterricht ein unbedingtes Soll, denn, was hier an Klangfarbigkeit und interessanten Momenten vorgeführt wird, ist enorm vielfältig, und sollte fortgeschrittene Schüler und Pianisten zu künstlerischem Niveau anspornen.

Schwierigkeit : Heft 1 : mittelschwer bis schwer - Heft 2: sehr schwer



Jahreszeiten op.56

Entsprechend den Jahreszeiten sind die vier Klavierstücke betitelt mit 1) Lied ohne Worte (Frühlingsstimmung), 2) Idylle (Sommerabend), 3) Elegie (Herbst) und 4) Fantasie und Fuge (Winterszeit). Ihre Entstehungsdaten sind nicht bekannt, sind aber der frühen Schaffensperiode zuzurechnen. Alle vier Stücke haben ausgesprochen Jahreszeiten-pegrägten Charakter. Das „Lied ohne Worte“ ist sehr lyrisch und stimmungsvoll, und führt den Zuhörer in frühlingshafte Gefilde. Die Idylle ist ein Stück von sehr ausdrucksstarken Momenten. Die Klaviertechnik erinnert hier sehr an die von Mendelssohn, wo das Ineinandergreifen der Hände in den Begleitfiguren das Stück technisch sehr vertrackt macht. Die Elegie ist in tief dunklem b-Moll geschrieben, das dem Ganzen eine düstere Stimmung verleiht. Das Stück ist emotional sehr geladen und ist dynamisch sehr breit gefächert, bishin zu stürmischen Gefühlsausbrüchen. Die Fantasie und Fuge über Weihnachtslieder ist von allen Stücken das technisch schwerste, aber auch das bezauberndste. Es kommt winterlich stürmend daher, und führt in die Pastorale über „Vom Himmel hoch“ , wobei der c.f. konstant in der Bassfigur erklingt. Fast unmerklich erscheint das Fugenthema über „O du fröhliche“. Das ist ein Geniestreich besonderer Art. Über 5 Seiten führt Schumann das Thema in einer vierstimmigen Fuge durch. Hier zeigt sich Schumann besonders gekonnt im Komponieren von Fugen, was man vielfältig auch in seinen Orgelwerken feststellt. In einem großen Crescendo führt er die Fuge zu einem Höhepunkt, ähnlich wie bei Mussorgski im „Großen Tor von Kiew“. Im fff bricht der Höhepunkt hervor, der dann langsam in sich zusammenfällt und übergeht in einen stimmungsvollen und tief gefühlvollen Schluß über „Stille Nacht“. Das ist klanglich eine Meisterleistung und an technischer Schwierigkeit kaum mehr zu überbieten. Hier sind versierte Pianisten gefragt, denn ohne das Bewältigen dieser enorm schweren Passagen ist an das Stück nicht heranzukommen.

Schwierigkeit: sehr schwer



Sechs deutsche Walzer op.62

Wer den Titel „Deutsche Walzer“ hört, denkt sofort an die wünderschönen kleinen Vertonungen von Franz Schubert, der eine Fülle davon hinterlassen hat. Hier jedoch haben wir es mit ausgewachsenen Konzertwalzern zu tun, die in Ihrer Gestalt sehr vielfältig sind. Teilweise träumerisch und selig dahinschwelgend, aber auch enorm temperamentvoll und mit ungeheurem Schwung sind das Stücke von außerordentlichem Reiz und voller Effekt: grandios für Zugaben bei einem Klavierabend.

Schwierigkeit: mittelschwer



Fünf Intermezzi op.91

Die fünf Intermezzi op.91 sind hinreißend gefühlvolle und apart komponierte Stücke. Jedes ist in seiner Weise vom Charakter her sehr ausgeprägt. Die tempomäßig schnelleren Stücke (Nr.2 und 4) stellen technisch hohe Anforderungen an den Interpreten; die langsamen zeigen eine Fülle herrlichster Klangfarben auf, die einem das Herz aufgehen lassen. Schumann zeigt hier einmal mehr seine umwerfend gefühlvolle Kompositionswelt, die einen immer wieder in den Bann zieht.

Schwierigkeit: mittelscher bis schwer



Acht Fantasiestücke op.97

Die acht Fantasiestücke op.97 müssen wohl um 1930 komponiert worden sein. Damit gehören sie schon zu seiner späteren Schaffensperiode. Die unterschiedlich langen Stücke sind in ihrer Anlage wesentlich verflochtener als die frühen Werke. Sie sind wundervoll ausgearbeitet in der Stimmführung und zeigen meisterhaft kompositorisches Können. Die Klavierwerke in Schumanns Schaffen sind in dieser Zeit bestimmt von doch schwieriger Stimmenvielfalt. Da muß einiges an Vorarbeit geleistet werden, was die Fingersatz-technischen Vorgänge betrifft. Hierin liegt die eigentliche Problematik beim Bewältigen dieses enorm kompakten Klaviersatzes. Dennoch sind sie gleichwertig mit allen anderen Klavierwerken, und führen auch hier in vielfältigster Weise alle Nuancen faszinierenden Klavierspiels vor.

Schwierigkeit: schwer bis sehr schwer



Vier Klavierstücke op.102

Die Klavierstücke op. 102 müssen um 1936 entstanden sein. Sie sind betitelt mit: 1) Wanderlied,
2) Reigen, 3) Stimmungsbild und 4) Capriccio. Die Werke dieser Schaffenszeit sind ähnlich wie in op.97. Alle Stücke haben einen sehr kompakten Klaviersatz mit stellenweise ungeheuren Griffweiten. Schumann muß eine sehr große Hand gehabt haben, um das alles zu bewältigen, was die Noten vorgeben. Diese Stücke sind pianistische Glanzleistungen, natürlich auch in technischer Hinsicht. Nichtdestoweniger ist die Farbigkeit des Klanges breit gefächert, und erschließt einem eine Menge musikalischer Genüsse. Es sind wahre Stücke für das Konzertpodium, die ihre Wirkung mit Sicherheit nicht verfehlen.

Schwierigkeit: sehr schwer



Vier Klavierstücke op.120

Die 4 Klavierstücke op.120 schrieb Schumann 1914. Sie sind betitelt mit „Elegie“, „Barcarole“, „Abendstimmung“ und „Gavotte“. Es sind Stücke der späten Schaffensperiode und erinnern klanglich schon sehr an Richard Strauss. Großartig ausdrucksstark und feinfühlig sind besonders die langsamen Sätze: Elegie und Abendstimmung. Die Barcarole und die Gavotte weisen da schon mit technisch sehr anspruchsvollen Momenten auf. Die Barcarole ist gespickt mit vertrackten Doppelgriffen und klaviertechnischen Rafinessen. Die Gavotte ist nicht mehr ein schlichter Tanz, sondern besticht durch ihre extravagante Artikulation und äußerst temperamentvolle Anlage: ein hinreißendes Konzertstück mit ungeheurem Flair. Hier zeigt sich Schumann als gekonnter Pianist, der durchaus wußte, wie man ein Publikum im Konzertsaal in den Bann zieht.

Schwierigkeit: schwer bis sehr schwer


Suite op.144

Die 1917 geschriebene Suite besteht aus fünf kleineren Klavierstücken, die im wesentlichen auf die barocke Form zurückgehen. Die Suite setzt sich zusammen aus 1. Präludium, 2. Andante,
3. Gavotte, 4. Gigue und 5.Fuge. Präludium und Fuge, beide in a-Moll, bilden einen formalen Rahmen, und lassen sich durchaus auch als zwei zusammengehörige Stücke darbieten. Die Stücke 3 und 4 haben die eben typisch tänzerischen Momente, Stück 2 bildet einen ruhigeren Pol. –
Ich möchte auch einmal betonen, dass die technischen Schwierigkeiten in diesen Stücken so ausgerichtet sind , dass auch Klavierschüler sich dieser wunderschönen Musik widmen können.

Schwierigkeit: mittelschwer

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