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Trio Nr.1 D-Dur op.34 für Klavier, Violine und Violoncello

Das Trio in D-Dur schrieb Camillo Schumann im Jahre 1903 mit 31 Jahren. Es entstand in einer Zeit, in der er begann, seinen Musikstil charakterlich zu intensivieren, und sich von der ungezwungenen Spielfreude der frühen Werke zum mehr Dramatischen hinzuwenden.
Das spürt man schon deutlich im Kopfsatz des Trios. Hier haben wir neben den wunderschönen dahinfließenden Melodieteilen auch schon die großartigen Crescendi der späten Werke, wie z.B. in der 3. Violinsonate in a-Moll op.78. Derlei Crescendi wachsen hin bis zum hochdramatischen Exkurs (Takte 136 ff.), und münden unmittelbar in sehr verhaltene, ausdruckstarke und düstere Gefilde (Takte 151 ff.). Das Schlusscrescendo des 1.Satzes gipfelt in orchestraler Klanggewalt. Solch bombastische Aufschwünge findet man in den späten Werken sehr häufig, und geben diesen Werken ungeheure Dramatik.
Der 2. Satz besticht durch seine bezaubernde Lyrik. Er wird unterbrochen von einem rhythmisch geprägten, außerordentlich heroischen Teil, der im Zusammenspiel äußerst heikel ist. Auch hier zeigt Schumann seine hochdramatische Entwicklung auf.
Das Scherzo in h-Moll ist voller Leidenschaft. Es jagt im Tempo Presto dahin, und zeigt Schumann einmal wieder als den Virtuosen am Klavier.
Das Thema des 4.Satzes zieht den Zuhörer durch seinen tänzerischen Charakter sofort in den Bann. Das ist die große Schule der großen Salonkomponisten. Hoch virtuos und in mitreißendem Schwung ist das ein Finalsatz par excellance. Er endet in einer kurzen fulminanten Stretta und fordert den Zuhörer unmittelbar zum Applaus heraus.
Schumann beweist sich hier wieder einmal als der vollendete Kammermusiker. Die thematischen Zusammenhänge verteilt er wunderbar auf alle 3 Instrumente, und gibt der ganzen Komposition eine formvollendete Gestalt. Dieses Werk sollte auf keinem Konzertpodium fehlen !


Trio Nr.2 c-Moll op.88 für Klavier, Violine und Violoncello

Das Trio c-Moll op.88 ist wahrscheinlich 1906 entstanden (im Werkverz. 1906?). Ihm eilt ein bedeutender Ruf voraus. Das früher öfter aufgeführte, leider nie gedruckte, Werk hat es schon damals zu einiger Popularität gebracht. Das Trio ist von ungeheurer Faszination. Die Wahl der Themen, die Anlage der vier Sätze und der mitreißende Schwung des letzten Satzes verleihen dem Werk geniale Züge. Es ist ein großartiges Stück Musik, wie man es in jener Zeit wohl kaum besser hätte hören können. Daß das Trio nie gedruckt wurde, ist auch wohl der Zeit des DDR-Regimes zuzuschreiben, wo alle Kompositionen Schumanns im Archiv schlummerten, und sich keiner weiter darum gekümmert hat. Umso bedeutender ist jetzt die Herausgabe des Erstdruckes dieses traumhaft schönen Werkes. Man kann überhaupt nicht behaupten, daß dieses Werk nicht zu messen wäre mit denen der Weltliteratur. Jeder, der dieses Werk schon mal ansatzweise einsehen konnte, ist fasziniert von diesem Geniestreich Schumanns.


Trio Nr.3 A-Dur op.93 für Klavier, Violine und Violoncello

Leider hat Camillo Schumann nur ein Solokonzert hinterlassen; nämlich das für Violine und Orchester in d-Moll op.67. Interessant wäre gewesen, wie wohl ein Klavierkonzert ausgesehen hätte. Betrachten wir uns das in den Jahren 1909 / 1910 entstandene A-Dur Klaviertrio, so kann man ohne weiteres feststellen, dass das ein Klavierkonzert hätte werden können.
Das Trio in A-Dur ist von allen dreien das längste und schwierigste. Der Klavierpart ist sehr dominant, voll von hochvirtuosen Passagen und technisch sehr anstrengend. Aber auch Violine und Violoncello haben hier mehr als in den anderen Trios technisch sehr virtuose Momente, die im Zusammenspiel das Trio zu einem bravourösen und temperamentvollen Werk machen. Hier gelingt Schumann die Verbindung von Kammermusik mit dem Solokonzert. Derlei hochvirtuose Behandlung der Instrumente finden wir in keinem anderen Trio.
Der Kopfsatz zeigt hier ausgesprochen symphonische Züge. Er beginnt ziemlich lyrisch, steuert aber schnellstens in die technisch sehr vertrackten und leidenschaftlichen Momente dieses Satzes. Der 2. Satz hat eine kompositorische Besonderheit. Schumann lässt über 20 Takte Violine und Violoncello allein beginnen. Hier können sich beide Instrumente mit unangenehmen Doppelgriffen als intonationssicher beweisen. Bei aller lyrischer Verströmtheit ist das aber kein Satz purer Melodienseligkeit, sondern viel mehr motivisch verarbeitete Symphonik. Die Tonart fis-Moll vermittelt dem Hörer dazu noch ernstes und finsteres Seelenleben.
Das Scherzo ist von allen Sätzen der mitreißendste Satz . Hier sprühen die Funken nur so. Energiegeladen kommt das burleske Thema daher, wirbelt und brilliert, dass es einen vom Stuhl reißt. Von allen Scherzo-Vertonungen Schumanns ist das eine der besten und brillantesten.
Der letzte Satz stellt vor, wie man ein Finale nochmals in Szene setzen kann. Hier werden alle Register brillanter und virtuoser Kompositionskunst gezogen. Es entsteht ein Satz, der atemberaubender kaum mehr zu machen ist. Die Schluß-Stretta überschlägt sich förmlich, und bringt das Trio zu einem ekstatischen Ende.
Das jetzt im Erstdruck vorliegende Trio op.93 ist ein Muss für jedes romantisch orientierte Klavier-Trio. Hier sind alle drei Solisten über die Maßen gefordert. Aber sie werden sicherlich vom Publikum belohnt werden ob des hinreißenden Geniestreichs Camillo Schumanns.

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